Sensorische Integrationsstörungen bei Kindern: Ursachen, Symptome und Auswirkungen

Störungen der sensorischen Integration

In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf sensorische Integrationsstörungen bei Kindern, eine oft übersehene Herausforderung, die sowohl das Lernen als auch das tägliche Leben beeinträchtigen kann.

Wir erklären, was genau eine sensorische Integrationsstörung ist und welche möglichen Ursachen dahinterstecken. Zudem zeigen wir die häufigsten Symptome auf, wie Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben, Konzentrationsprobleme, Tollpatschigkeit und mangelhafte Koordinationsfähigkeiten.

Erfahren Sie mehr über die Auswirkungen dieser Störungen auf das Verhalten und das Alltagsleben von Kindern und warum es so wichtig ist, sie frühzeitig zu erkennen und anzugehen.

„Von einer Sensorischen Integrationsstörung spricht man, wenn das Reizangebot im Gehirn nicht ausreichend gut verarbeitet wird. Es kommt zur ungenügenden Übermittlung und Speicherung von Informationen aus dem eigenen Körper.“ (1)

Die Folgen für das Kind sind absehbar: Probleme in der Schule und auch im Alltag. Hyperaktivität und Wutausbrüche stehen auf der Tagesordnung.

In unserem Blogartikel „REIZ mich nicht so!“ erfährst du, wie äußern sich und was sind sensorische Integrationsstörungen.

In unserem Blogartikel „Die „SI“ der Entwicklung“ erfährst du genauer, was sensorische Integration ist und welchen bedeutenden Einfluss sie auf die Entwicklung deines Kindes hat.

Risikofaktoren und Ursachen für Störungen der sensorischen Integration

Du fragst dich sicher, woher diese Diskrepanzen kommen. Im Normalfall klappt alles bestens mit der sensorischen Integration, die Sinne vernetzen sich im Gehirn und alles ist wunderbar.

Eine geeignete Stimulation kann sich noch dazu positiv auf die SI auswirken. Es gibt jedoch Fälle, in denen die sensorische Integration aufgrund verschiedener Faktoren gestört sein kann.

Zu den Risikofaktoren gehören neben Frühgeburtlichkeit und zusätzlich einem niedrigem Geburtsgewicht von weniger als 2400g auch eine Geburt per Kaiserschnitt, insbesondere wenn es sich um einen sogenannten „kalten“, also geplanten Kaiserschnitt ohne Wehen handelt, ein niedriger Apgar-Score sowie eine Hypoxie (=Sauerstoffmangel) des Kindes während der Geburt und weitere Komplikationenbei der Geburt.

Bereits Auffälligkeiten während der Schwangerschaft erhöhen das Risiko für Störungen der sensorischen Integration erheblich, besonders wenn die Mutter liegen oder Medikamente einnehmen muss.

Ein Risikofaktor sind auch wir selbst. Haben wir selbst eine gestörte SI, so ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass dieses Phänomen auch bei unseren Kindern auftritt. Denn die Neigung zur sensorischen Integrationsstörung wird zu etwa 50 % von den Eltern vererbt.

Nicht zuletzt kann eine späte Mutterschaft, die mit verschieden anderen Risiken verbunden ist, Auslöser für Störungen der sensorischen Integration sein, muss sie aber nicht. In diesem Zusammenhang liegt auf der Hand, dass auch Zwillings- bzw. Mehrlingsschwangerschaften und andere sogenannte „Hochrisikoschwangerschaften“ in Verbindung mit Mängeln der SI stehen können.

Auch Carol Stock Kranowitz (2) nennt verschiedene Ursachen für eine gestörte sensorische Integration, darunter pränatale Faktoren, einschließlich Chemikalien, Medikamente und Toxinen, die vom Fötus aufgenommen werden.

Hinzu kommen mütterliches Rauchen, Alkohol- und Drogenkonsum sowie Schwangerschaftskomplikationen wie Vieren, Krankheiten, Stress, Probleme mit der Plazenta oder ein perinataler Schock, beispielsweise verbunden mit einem plötzlichen Kaiserschnitt, Sauerstoffmangel oder Operationen unmittelbar nach der Entbindung.

Darüber hinaus können postnatale Umstände zu Störungen der SI führen. Kranowitz zählt hierzu Faktoren wie Umweltverschmutzung, Vorerkrankungen, z. B. Mittelohrentzündung (häufig wiederkehrende und schwere), extreme Reizüberflutung, wie Kindermissbrauch oder Krieg, umgekehrt auch eine unzureichende Reizung sowie eine eingeschränkte Bewegungs-, Spiel- und Interaktionsfähigkeit oder der Aufenthalt in einem Waisenhaus.

Die Liste der Risiken und Ursachen ist lang, das stimmt. Aber malen wir den Teufel mal nicht an die Wand. In unserem Blog erfährst du, wie du dein Kind und die Entwicklung der sensorischen Integration ganz einfach durch Schaukeln und Liebe bestmöglich unterstützen kannst.

Zappelphilipp und Hans-Guck-in-die-Luft – ADHS und Co.

Wenn Lea, Henry, Julia und Co. ab und an toben und Spaß haben, ist das schön. Selbst wenn danach das Kinderzimmer aussieht, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Es kann ja wieder aufgeräumt werden und gut ist.

Bei einigen Kindern fällt jedoch auf, dass sie nicht nur hin und wieder toben. Ruhephasen, in denen still gespielt wird, scheinen sie nicht zu kennen. Stattdessen tollen sie quasi ständig herum, machen stets einen fürchterlichen Krach, hinterlassen ein enormes Chaos im Spielzimmer, quatschen ständig dazwischen und hören umgekehrt nicht zu, wenn man ihnen etwas mitteilen möchte.

Wenn Mama oder Papa in Folge dieses unmöglichen Verhaltens auch noch schimpfen, reagieren sie oft gar nicht. Schulische Aufgaben werden häufig zur Qual, eine Erledigung in der vorgegebenen Zeit erscheint schier unmöglich, weil Zappelanna, -tom und -theo ständig am Quasseln sind statt zu rechnen oder sie suchen in ihrer Tasche noch immer nach dem Heft, welches ohnehin Zuhause auf dem Küchenfußboden vergessen wurde.

Eltern und Lehrer, alle sind gereizt und schimpfen viel. Von Phänomenen wie ADHS oder ADS mag dann schnell die Rede sein.

„Die Abkürzung ADHS fasst Auffälligkeiten wie starke Konzentrationsschwächen, leichte Ablenkbarkeit und geringes Durchhaltevermögen, motorische Unruhe, übermäßige Aktivität und mangelnde Impulskontrolle zusammen. Von einer Aufmerksamkeitsdefizit-Störung (ADS) wird gesprochen, wenn ein Kind länger als sechs Monate in Gruppensituationen wie Kindergarten oder Schule ein ausgeprägt unaufmerksames Verhalten an den Tag legt. Diese Kinder sind leicht ablenkbar und verträumt und vergessen viel.

Bei ADHS, ADS oder auch Legasthenie handelt es sich um ein sehr breites Feld, das den Rahmen dieses Blogartikels eindeutig sprengen würde. Deshalb werden wir uns in einem gesonderten Beitrag noch einmal mit dieser Thematik befassen. An dieser Stelle ist für uns aber interessant, dass immer häufiger Aussagen wie „früher hatten Kinder weniger Probleme…“ (3) zu hören sind.

Angeblich gab es weniger Probleme mit Legasthenie, ADHS, Konzentrationsschwierigkeiten, Probleme beim Lernen und mit der Koordination. Ob das wirklich stimmt und diese Probleme zugenommen haben oder nicht, sei dahin gestellt. Fakt ist aber, dass zwar die Zahl der Frühchen in Deutschland in den letzten zehn Jahren stabil geblieben ist, jedoch die „Zahl der extremen Frühgeburten kleiner 28. SSW um 65 %“ zugenommen hat.

Auch steigt die Anzahl an Kaiserschnittgeburten stetig. Beide Tatsachen haben, wie wir schon wissen, großen Einfluss auf die sensorische Integration und deren mögliche Störungen. Diese wiederum stehen in einem deutlichen Zusammenhang mit den genannten Problemen.“ (4)

Rückgang der natürlichen Reize

Wie wir sehen, gibt es also ein sehr großes Spektrum an Faktoren, die die spätere erschwerte oder beeinträchtigte sensorische Integration beeinflussen. Zudem bietet das heutige Reifungsumfeld immer weniger natürliche Reize.

Auf den Spielplätzen gibt es immer weniger Schaukeln. Von Geburt an werden Babys oft stundenlang in Autositzen oder Wippen gehalten. Kleinkinder tragen oft unbequeme und bewegungseinschränkende Kleidung, wie Jeans etc. Außerdem haben Babys oft zu wenig die Möglichkeit des freien Spiel und einer guten Stimulation.

All dies verschlimmert die Situation zusätzlich – das Kind wird nicht nur mit Schwierigkeiten geboren, sondern diese werden zusätzlich verstärkt. Deshalb ist es so wichtig, dass du dein Kind von Anfang an gut unterstützt und ihm die beste und eine positiv anregende Umgebung bietest.

Hab jetzt keine Panik!
Ja, die Aufzählung der möglichen Risiken und Ursachen erschlägt einen geradezu. Aber keine Sorge, es muss nicht immer gleich die sog. „sensorische Integrationstherapie“ sein. Die Unterstützung einer positiven Entwicklung kann so einfach sein.

Wenn du es noch nicht getan hast, solltest du dazu unbedingt unseren Blogartikel „Schaukeln, wiegen, schunkeln: Warum diese Art der Bewegung so wichtig für die motorische und kognitive Entwicklung eines Kindes ist” lesen.

Hier erfährst du, wie du die positive Entwicklung deines Kindes vorantreiben kannst und warum Schaukeln so wichtig für die kindliche Gehirnentwicklung und damit für die sensorische Integration ist.

Zitterte Quellen:

(1) Interdisziplinäres Therapiezentrum “Hand in Hand”: Die sensorische Integrationsstörung (SI-Störung) bei Kindern

(2) Carol Kranowitz – The Out-Of-Sync Child: Recognizing and Coping with Sensory Processing Disorder – Verlag: PERIGEE BOOKS- April 2006.

(3) guterrat Gesundheitsprodukte: ADHS – Manche Kinder sind anders

(4) Ärzteblatt: Drohende Frühgeburt Prävention, Diagnostik und Therapie

Literatur:

Ayres AJ, Bausteine der kindlichen Entwicklung, Springer-Verlag, Berlin Heidelberg 2016.

Carol Kranowitz – The Out-Of-Sync Child: Recognizing and Coping with Sensory Processing Disorder – Verlag: PERIGEE BOOKS- April 2006.

Mattle, H., Mumenthaler, M.: Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013.

Banaszek G., Säuglingsentwicklung und ihre Störungen und Rehabilitation nach der Vojta-Methode, Bielsko-Biała 2004.

Eliot L., Was geht da drinnen vor? Die Gehirnentwicklung in den ersten fünf Lebensjahren, Berlin Verlag, Berlin 2001.

Tajchman L., Haltungsschäden bei Kindern, ISBN 9788381149068.

Internetquellen:

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